Lektion 03.4 Tiefenökologie
Permakultur steht im Einklang mit der Tiefenökologie – einer ökologischen Philosophie – insbesondere aus der Perspektive der Erdpflege. Die Tiefenökologie vertritt die Ansicht, dass allen Lebewesen ein Wert innewohnt, unabhängig von ihrem Nutzen für den Menschen.
Der Begriff Tiefenökologie wurde 1973 von Arne Naess (1912-2009) geprägt – einem norwegischen Professor der Philosophie, Naturforscher und Bergsteiger. Naess sah zwei Umweltbewegungen – die langfristige Bewegung der Tiefenökologie und den kurzfristigen, oberflächlichen Ökologismus, der auf die Symptome schaut (Verschmutzung, Erosion, Verlust der Vielfalt, Klimawandel), ohne die tieferen Ursachen zu hinterfragen oder zu berücksichtigen, die oft kultureller, politischer oder ideologischer Natur sind.
„Es ist nicht genug, ökologische Ideen zu haben, wir müssen auch eine ökologische Identität oder ein ökologisches Selbst haben“ Arne Naess
Bei der Tiefenökologie geht es darum, die Kultur zu verändern, die Denkweise zu ändern und unsere Beziehung zur nichtmenschlichen Welt zu vertiefen. Arne Naess und Bill Devall entwarfen 1984 die Deep Ecology Platform und schrieben mit dem australischen Professor John Seed, Joanna Macy und Pat Fleming Thinking Like A Mountain: Towards a Council of All Beings (1988).
The Call of the Mountain ~ Arne Naess and the Deep Ecology Movement (full version)
Vortrag über Arne Naess und Deep Ecology
Im Folgenden findest du die Kernprinzipien des tiefen ökologischen Denkens. Dies wird die Tiefenökologische Plattform genannt.
1. Das Wohlbefinden und das Gedeihen des menschlichen und nichtmenschlichen Lebens auf der Erde hat einen Wert an sich. Diese Werte sind unabhängig von der Nützlichkeit der nichtmenschlichen Welt für menschliche Zwecke.
2. Reichtum und Vielfalt der Lebensformen tragen zur Verwirklichung dieser Werte bei und sind ebenfalls Werte an sich.
3. Der Mensch hat kein Recht, diesen Reichtum und diese Vielfalt zu reduzieren, außer um lebenswichtige Bedürfnisse zu befriedigen.
4. Die gegenwärtige menschliche Einmischung in die nichtmenschliche Welt ist exzessiv, und die Situation verschlechtert sich rapide.
5. Das Gedeihen des menschlichen Lebens und der menschlichen Kulturen ist mit einer wesentlichen Verringerung der menschlichen Bevölkerung vereinbar. Das Gedeihen des nicht-menschlichen Lebens erfordert eine solche Abnahme.
6. Die Politik muss daher geändert werden. Die Änderungen in der Politik betreffen grundlegende wirtschaftliche, technologische und ideologische Strukturen. Der sich daraus ergebende Zustand wird sich grundlegend von dem gegenwärtigen unterscheiden.
7. Die ideologische Veränderung ist vor allem die der Wertschätzung der Lebensqualität (Verweilen in Situationen mit Eigenwert) und nicht die des Festhaltens an einem immer höheren Lebensstandard. Es wird ein tiefes Bewusstsein für den Unterschied zwischen groß und großartig entstehen.
8. Diejenigen, die sich zu den vorgenannten Punkten bekennen, haben die Pflicht, sich direkt oder indirekt an dem Versuch zu beteiligen, die notwendigen Veränderungen umzusetzen.